Der Butter



Warum heißt es auf Schwäbisch und im gesamten Oberdeutschen „der″ Butter?


Das Schwäbische hat bei diesem Wort das originale männliche Geschlecht beibehalten. „Butter″ ist ein Lehnwort mit männlichem Geschlecht aus dem romanischen Sprachbereich. So heißt es in Frankreich „le beurre" und in Italien „il burro″ - in beiden Sprachen männlich. Das Wort Butter ist sozusagen aus dem romanischen Sprachbereich über die Alpen nach Norden gesprungen und ist im Süden des deutschen Sprachraums gelandet - mitsamt seinem männlichen Geschlecht. Von da aus hat es sich im deutschen Sprachraum weiter nach Norden ausgebreitet.

Im gesamten (!) deutschen Sprachraum besaß Butter bis um 1500 ausschließlich dieses männliche Geschlecht. Erst danach machte sich allmählich von Norden her im Hochdeutschen ein weibliches Geschlecht breit. Dies alles ist im germanistischen Standardwerk, dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm unter "Butter" nachzulesen.

Es ist absolut unverständlich, dass dies von der Schulgermanistik komplett ignoriert wird. Leider tun dies auch die Unterrichtenden an den allgemeinbildenden Schulen. Ihnen allen muss gesagt werden: Das männliche Geschlecht ist das richtige. Auch das Hochdeutsche kann irren! Schwäbisch dagegen ist eine Sprache, die mit sprachlichen Zuwanderern höflich und korrekt umgeht. Deshalb hat es "dem Butter" selbstverständlich sein männliches Geschlecht gelassen!

Nach juristischen Maßstäben geurteilt könnte man dazu sagen:
Das Hochdeutsche hat an dem sprachlichen Gastarbeiter (germanistisch: "Lehnwort") namens Butter die Straftat einer gewaltsamen Geschlechtsumwandlung vollzogen. Und wer behauptet, "die" Butter sei richtig, macht sich der Vertuschung dieser Straftat mitschuldig. Das gilt allen voran auch dem Duden. 



Haufenweiser Unsinn im Internet

Im Internet taucht auf zahllosen Seiten die immer wieder wortwörtlich (!) gleiche Behauptung auf, Butter sei aus folgendem Grund weiblich: "Über den Plural des spätlateinischen Wortes, also butyra, dürfte die Butter schließlich die Wandlung zum Femininum vollzogen haben." Dieser Unsinn wird im Internet von der einen Seite zur anderen und wieder zur nächsten abgeschrieben usw. usw. Dass es sich da um eine bloße und durch nichts belegte Vermutung ("dürfte") handelt, merkt da wohl keiner mehr! Unsinn bleibt Unsinn, auch wenn er sich im Internet anhäuft. Dazu ist schlicht zu sagen:

1.) Wer einen angeblichen spätlateinischen Plural von "Butter" mit weiblich klingender Endung behauptet, muss erklären, warum in den direkten Nachfolgesprachen dieses Spätlateinischen (Französisch, Italienisch) Butter durchweg männlich geblieben ist und in ihnen auch nicht die geringste Spur eines weiblichen Geschlechts zu finden ist!

(2.) Es gab und gibt vom Wort Butter auch keinen sinnvollen Plural, da Butter ein Gattungsbegriff ist und keine zählbare Menge bezeichnet (wie zum Beispiel "zwei, drei, vier Äpfel" usw.). Wenn tatsächlich einmal gezählt wird, dann sagt man: "... Stück Butter".


Das Schwäbische lässt nicht nur dem Butter, sondern auch vielen anderen Wörtern ihr rechtmäßiges Geschlecht.

Es gibt im Hochdeutschen über 100 weitere Wörter mit einem anderen als dem originalen Geschlecht. Ihnen allen hat das Hochdeutsche (!) gewaltsam eine Geschlechtsumwandlung aufgezwungen.

Das Schwäbische dagegen ist mit deren Geschlecht respektvoll umgegangen. Nur einige Beispiele: der Backen, Fahnen, Socken, Waden, Zehen, der Heuschreck, der Ratt, der Zeck usw. usw. Diese Wörter waren immer schon männlich. Für Beweise bitte im "Deutschen Wörterbuch" der Brüder Grimm die Artikel zu den genannten und zu allen weiteren Wörtern nachschlagen, bei denen das Geschlecht im Hochdeutschen anders ist als im Schwäbischen!



Auf der Suche nach Belegen

Das Problem mit dem Hochdeutschen: Die Suche nach Belegen für Wörter mit einem anderen Geschlecht gestaltet sich inzwischen sehr schwierig. Denn der Duden mag Geschlechtsdiversitäten überhaupt nicht leiden. Dem Duden ist das bekannte "m/w/d" ein Gräuel. Er lehnt jedes Gendern bei Wörtern kategorisch ab. Deshalb tilgen auch die nach ihm programmierten Wortkorrekturprogramme in allen Büchern, Zeitungen und Druckwerken jedes anderslautende Geschlecht. 

Da braucht es viel Geduld und das Glück des Zufalls, um Belege zu finden, die sich dieser sprachlichen Geschlechtsdiktatur entziehen konnten. Von solchen glücklichen Zufällen erzählen die nachfolgenden beiden Geschichten, die ich selbst erlebt habe:

> Der Eisenbahn-Album

> Der Brennnessel


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