An der Kasse des Supermarktes hat sich eine kleine Schlange gebildet. Vor mir wartet eine mir bekannte akademisch gebildetet Frau jüngeren Alters. Im Einkaufswagen sitzt ihr dreijähriger Sohn. Er sieht die strategisch bewusst an der Kasse positionierten Süßigkeiten - und klar, will welche haben. Das nervt seine Mutter. "Sei still!" bekommt er von ihr zu hören. Aber er quengelt weiter. "Jetzt sei still!" kommt es von ihr eine Spur lauter. Aber es hilft nichts. Schließlich faucht sie ihn verärgert an: "Jezz bisch fae ruich!" |
Tage später finde ich Zeit, in Grammatikbüchern zu suchen. Bingo! Der genuine schwäbische Imperativ laute nicht "sei!", sondern "bisch!" bist du!. Die Mehrzahl dazu, so lese ich, laute analog nicht "seid!" sondern schwäbisch "send-Or!" Aber nun hat die Frau nicht nur die grammatische Form gewechselt, sondern auch das damit verbundene Wort. Ich beginne mich zu fragen: Ist "still" vielleicht auch nicht herkömmliches Schwäbisch, sondern "ruich" ruhig?