D schwäbischa E-Klass
Wortbestand
In dieser Deklinationsklasse finden sich
> ausschließlich weibliche Substantive
> keine männlichen Substantive
> keine sächlichen Substantive
Es handelt sich sowohl um Konkreta (z. B. Brücke, Küche, Mühle), als auch um Abstrakta (z. B. Länge, Höhe, Strecke, Kälte). Immer wieder schon registrierten schwäbische Autoren (z. B. Karl Götz, August Lämmle, Friedrich E. Vogt) einige dieser Substantive mit ihrer gegenüber dem Hochdeutschen auffälligen Plural-Endung, nicht jedoch die Abstrakta. Die E-Klasse ist weit umfangreicher als bisher wahrgenommen.
Die im Herbst 2024 erschienene "Grammatik Deutsch - Schwäbisch" wird sie ausführlich vorstellen. Ein Erlebnis, das einen wesentlichen Impuls zur E-Klasse gab, finden Sie hier.
Deklination
> Im Singular besitzen fast alle Wörter dieser Deklinationsklasse die Endung "e" (so genanntes "offenes e". Achtung: Es handelt sich nicht um den e-Schwalaut [ə] hochdeutscher Wörter. In der Germanistik ist dieser feine, aber klar hörbare Unterschied nicht bekannt. Rein hochdeutsch hörende Ohren hören diesen Unterschied nicht heraus!
> Im Plural tragen diese Substantive in allen Kasus die Endung "ena" (von manchen Mundartautoren auch "ana" geschrieben). Umlautfähige Stammvokale lauten um.
Beispiele zur Deklination
Hochdeutsch | Hochschwäbisch | |||
Brücke > Brücken, | Brugg > Bruggena; | |||
Miete > Mieten | Miide > Miidena |
Ertrag der Erforschung dieser Deklinationsklasse
Aufgrund des Vergleichs einer großen Anzahl von Substantiven dieser Deklinationsklasse und ihrer grammatischen Regeln kann eine klare Herkunft aus der althochdeutschen î-Klasse (auch: în-Klasse) wissenschaftlich belegt werden. Das Hochschwäbische setzt diese weibliche Deklinationsklasse bis heute fort, entgegen den Behauptungen der germanistischen Standardgrammatiken, diese Deklinationsklasse sei im deutschen Sprachraum ausgestorben.
Das Hochdeutsche dagegen hat die weibliche "in"-Deklinationsklasse schon in spätalthochdeutscher Zeit (um 800 n. Chr.) mit der weiblichen "o"-Deklinationsklasse zusammengeworfen. Die heutige Endung "e" der weiblichen Substantive im Hochdeutschen ist das letzte Überbleibsel der ehemaligen Endungen "o" und "in". Das immer noch anzutreffende hochdeutsche "in" ist dagegen keine Deklinationsendung, sondern dient lediglich der Ableitung von weiblichen Substantiven aus männlichen, zum Beispiel Lehrer>Lehrerin