Helles a und dunkles a


Helles a und dunkles  å

Die schwäbische Sprache unterscheidet klar zwischen einem hellen a und einem dunklen a. Letzteres schreiben wir wie im Skandinavischen als å. Das schwäbische dunkle å trägt mit seinem charakteristischen Klang einen wesentlichen Teil zum Klang der schwäbischen Sprache bei. 


Entstehung des dunklen  å

Das schwäbische dunkle å und das skandinavische dunkle å haben dieselbe Entstehungsgeschichte. Hier wie dort hat sich das moderne dunkle å aus einem alten hellen langen a entwickelt. Die Sprechung des schwäbischen dunklen å ist identisch mit seiner Sprechung im Dänischen; im Schwedischen und Norwegischen ist es etwas stärker an ein o herangerückt. 


Internationale Schreibung als å

Schon der Schreiber des allerersten schwäbischen Wörterbuchs, Anton Birlinger (1834-1891) wählte diese Schreibung. Er schreibt auf den ersten Seiten seines "Schwäbisch-Augsburgischen Wörterbuchs": "Ich wäle wie herkömlich das Zeichen å dafür". 

Zeitlich sogar noch vor ihm wählte der weitgereiste Tübinger Professor und Lehrer für Fremdsprachen Karl Moritz Rapp (1803-1883) die Schreibung å für das dunkle a seiner schwäbischen Gedichte. Heute gehören im Schwäbischen der Autor Eduard Huber und der Dialektforscher Hubert Klausmann zu den wichtigsten Vertretern dieser Schreibweise. Auch im Bairischen wird diese Schreibung von Mundartwissenschaftlern verwendet.

Mit der Computer-Tastatur und mit dem Smartphone lässt sich ganz problemlos das å schreiben.  

Als Fehlgriff muss man die Verwendung des å bei Roland Groner bezeichnen. Er verwendet unter Missachtung der internationale Definition das Zeichen å für den nasalierten Leichtlaut a, der zum Beispiel als Infinitivendung (läasa, schreiba, rächna usw.) im Schwäbischen vorkommt. Schreibungen wie läåså, rächnå, schreibå sind irreführend.


Allophone oder Phoneme? 

Im Schwäbischen sind die Vokale a, å und o keine Allophone, sondern Phoneme. Da der Vokal å im Hochdeutschen nicht vorkommt, ist die Universitätsgermanistik auf diesem Auge blind, besser gesagt: auf diesem Ohr taub. Beispiele für die phonematische Unterscheidung im Schwäbischen: 

a)  Die Phoneme a und å       Tabelle anhören

schwäbisch a und å 

hochdeutsch nur a 


a Rad - a Råd
a Grad - a Gråd

ein Rad - ein Rat
ein Grad - ein Grat

Interview 007.m4a (839.51KB)
Interview 007.m4a (839.51KB)


mala - måla 

mahlen - malen


naa - nå

hinab - dann


a War - wår 

eine Ware - wahr



b)  Die Phoneme å und o

schwäbisch åund o 

hochdeutsch


nå - noo

dann - noch


råda - roda 

raten - roden


blås - blos 

blase - bloß (Adverb)


a Sdråf - a Sdrof 

eine Strafe - eine Strophe


Anmerkung: 
Da o und å im Schwäbischen Phoneme sind, ist es Unsinn, das å als o zu schreiben. Wer soll dann erkennen, was mit dem einen "no" und dem anderen "no" gemeint sein soll? Oder mit dem einen "blos" und dem anderen "blos"? 


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