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Die gemeinsame altoberdeutsche Zeit (ca. 750 - 1050 n. Chr.).
Aus der Zeit, als der oberdeutsche Sprachraum noch einheitlich war (bis etwa 1000 n. Chr.) gibt es bis heute noch sehr viele Gemeinsamkeiten: Nach wie vor in der Grammatik der Substantive und im Gebrauch von vielen einsilbigen Kleinwörtern, der in allen drei oberdeutschen Sprachen gemeinsam gleich vom Hochdeutschen unterschieden ist. Eine durchgehende Gemeinsamkeit ist auch der Wegfall des unbetonten Endungs-e bei allen Arten von Wörtern (Verben, Substantive, Pronomen usw.). Diese Gemeinsamkeiten haben bis heute gut eintausend Jahre gehalten. standen.
Die Auftrennung in Ostoberdeutsch und Westoberdeutsch (um 1000 n. Chr.)
Eine erste Auftrennung des bis dahin einheitlichen oberdeutschen Sprachgebiets erfolgte etwa um 1000 n. Chr. Das Oberdeutsche trennte sich auf in ein Ostoberdeutsch (Bairisch-Österreichisch) und in ein Westoberdeutsch (Schwäbisch-Alemannisch). Diese Auftrennung geschah entlang des Flusses Lech, dessen viele Kilometer breites Fluss- und Schotterbett damals ein sehr großes Verkehrshindernis darstellte.
Danach entwickelten sich die beiden oberdeutschen Sprachgebiete getrennt weiter. So unterscheiden sich heutzutage das Ostoberdeutsche und das Westoberdeutsche zum Beispiel in der Bildung der Diminutive: Die ostoberdeutschen Bayern und Österreicher sagen "Haferl" (mit Endung "erl"). Die westoberdeutschen Schwaben dagegen sagen "Häfele" (mit Endung "le") und die ebenfalls westoberdeutschen Alemannen "Häfeli" (mit Endung "li").
Die Auftrennung in Alemannisch und Schwäbisch (um 1200 bis 1300 n. Chr.)
Eine zweite Auftrennung folgte in der Zeit um etwa 1200 bis 1300 n. Chr. Da trennte sich das Westoberdeutsche auf in ein Alemannisch und in ein Schwäbisch. Die Vokale und Diphthong beider Sprachen unterscheiden sich seitdem grundlegend. Die Alemannen bevorzugen die hellen i- und u-Töne, die Schwaben dagegen die dunklen e- und o-Töne, sowohl bei den Vokalen wie bei den zahlreichen Diphthongen. Das Schwäbische formte das lange u zum ou und das lange i zum ei (warf sie aber nicht wie das simplifizierende Hochdeutsche mit ai und ao zusammen). Das Schwäbische und entwickelte darüber hinaus das lange a zum dunklen å weiter, zum Beispiel in Schåf Schaf und måla malen.
Heutiges Hochschwäbisch (ab etwa 1350 n. Chr.)
Die schwäbische Sprache unterscheidet sich heutzutage von den anderen oberdeutschen Sprachen in der Phonetik durch seine völlig andere Aussprache, im Wortschatz durch ein eigenes Vokabular und in der Grammatik vor allem durch die Bildung völlig unterschiedlicher Verbformen.
Beispiele für wichtige gesamtoberdeutsche Gemeinsamkeiten
1. Bildung des Partizips Perfekt ohne das Augment "ge" |
2. Bildung des Konjunktivs durch das Hilfsverb "tun" Die Verwendung des Verbs "tun" als Hilfsverb für die Bildung des Konjunktivs wird vor allem dem Schwäbischen zugeschrieben. So wird "I dääd äbbes schreiba" ich würde etwas schreiben gemeinhin für speziell schwäbisch gehalten. Aber auch Bairisch-Österreichisch, Alemannisch und Südfränkisch gilt genuin "tun" statt "würde", darüber hinaus auch im Saarland und im südlichen Rheinland-Pfalz/Hessen, mithin in mehr als der Hälfte des deutschen Sprachraums! Der einzige Unterschied liegt darin, das sich das Schwäbische hier besonders resistent gegenüber dem zerstörenden hochdeutschen Sprachdruck zeigt, während ihm in den anderen oberdeutschen Sprachen das "ich täte" schon weitgehend zum Opfer gefallen ist. |
3. Anderes Geschlecht von Substantiven |
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