> Der "Allrounder" des Alphabets <

Kurzeinführung zum Buchstaben A


Die hochschwäbische Sprache ist eine klanglich hochdifferenzierte Sprache. Dies zeigt sich besonders deutlich am Buchstaben A bzw. an seiner schwäbischen Lautvielfalt.

1.)  Die A-Monophthonge:

Im Hochschwäbischen wird der Laut A vierfach differenziert gesprochen:
>  helles a
>  dunkles a  [ɒ] =  å
>  nasaliertes a [ã] = ã
>  nasalierter a-Leichtlaut 

Das Hochdeutsche ist sprachlich verarmt.
Der Duden kennt nur das helle a und einen a-Schwalaut.



2.)  Die A-Diphthonge:

Der Bestand an a-basierten Diphthongen umfasst im Schwäbischen nicht weniger als acht (!) unterschiedliche Diphthonge, wohingegen das Neuhochdeutsche nur "au" und "äu" bieten.

Lediglich universitär gebildete Germanist*innen können die zahlreichen schwäbischen Diphthonge nicht heraushören, da sie hierin nicht ausgebildet werden.


3.)  Helles und dunkles A:

Im Schwäbischen spiegelt sich der althochdeutsche Unterschied zwischen langem A und kurzem A wieder. Dieser hat sich im Schwäbischen zum Unterschied zwischen dem dunklen A (z. B. Schåf Schaf) und dem hellen A (z. B. Dag Tag) weiterentwickelt. Grundmundartliche Schwäbisch-Sprechende können für jedes Wort zielsicher angeben, ob der betreffende A-Laut althochdeutsch lang oder kurz war.

Dieser Rückschluss ist aus dem Neuhochdeutschen nicht mehr möglich, weil in seiner Entwicklung langes und kurzes A im Vergleich zum Althochdeutschen völlig durcheinandergeraten sind.



4.)  Europäische Anmerkungen: 

Eine gleichartige Entwicklung zu einem dunklen a hin fand auch in den nordgermanischen Sprachen (Dänisch, Schwedisch usw.) statt. Ebenso findet sich im Englischen (z. B. warm, water, what usw.) ein fast identischer Laut.

Die hochschwäbische Sprache besitzt deshalb eine sprachliche Brücke zu denn skandinavischen Sprachen und zum Englischen. Durch ihr nasaliertes a = ã und ihre weiteren Nasale besitzt es zudem eine Brücke zum Französischen. Dem Hochdeutschen fehlen diese Brücken.

Die schwäbische Schreibung å für das dunkle a und Schreibung ã für das nasalierte a sind aus dem Dänischen bzw. aus dem Portugiesischen entlehnt. Dort sind sie die regulären Schreibweisen.